Gründen hat einen Grund

Manchmal bringen Zufälle Großes hervor. Das erste Gründerteam der Hochschule Worms stellt sich vor und zeigt, wie aus einer Idee Realität wird.

Gründungsbüro, Foto: Hochschule Worms

Mathias Anhalt, Jonas Kuntze, Jens Platz und Konstantin Wachendorff sind die Gründer des Unternehmens eyeV. Gemeinsam haben sie an der Hochschule bereits den Bachelor und den Master in Informatik gemacht.

Seit Beginn zusammen

Im Rahmen einer Projektarbeit im Bachelor haben sie sich zum ersten Mal mit Eye-Tracking auseinandergesetzt. „Eigentlich sind wir zufällig auf das Thema gekommen.“, erzählt Jonas. Ein Gastvortrag zum Thema und ein Bekannter mit Multipler Sklerose gaben damals den Anstoß, das teamorientierte Projekt zum Forschen und Entwickeln der Technologie zu nutzen. Grundidee ist eine Technologie, die es ermöglicht, einen Computer mittels Augenbewegungen zu steuern. Zielgruppe sind Menschen mit Handicap, deren Teilhabe am digitalen Leben eingeschränkt ist, da bestehende Anwendungssoftware überwiegend für die Steuerung mit Tastatur, Maus oder per Touch ausgelegt ist. Über die Jahre hinweg bis nach dem Masterabschluss entwickelten die Freunde die Idee während verschiedener Projekte und außerhalb der Vorlesungen immer weiter.

Ausgezeichnete Arbeit

Seit Dezember wird eyeV mit dem EXIST Gründerstipendium gefördert. Neben Geldern steht dem Team ein Büro an der Hochschule zur Verfügung und sie können auf unproblematische Weise und bei kurzen Wegen weiter auf das Fachwissen ihrer Mentoren zurückgreifen.

Gründungsbüro (Arbeitsplatz), Foto: Hochschule Worms

Starke Unterstützung von der Hochschule

Seit Beginn steht den vier Professor König aus dem Fachbereich Informatik zur Seite. Er ist Experte für User Experience und Usability Engineering. Durch seine Tätigkeit in einem Beratungsunternehmen kann er ihnen auch bei strategischen Problemen weiterhelfen. Auf wirtschaftlicher Seite stehen die Gründer in engem Kontakt mit Professor Graef, Professor der Wirtschaftswissenschaften in der Studienrichtung International Business Administration. Mit ihm und ihrem Kommilitonen Paul Becker gründeten sie im August 2016 den GründerClub Worms, bei dem Konstantin Wachendorff auch heute noch als 1. Vorsitzender aktiv ist. Der GründerClub unterstützt den wöchentlich von Prof. Graef initiiert GründerDienstag, an dem sich interessierte Studierende über Möglichkeiten für Gründungen informieren, Ideen entwickeln und mit schon erfolgreichen Gründern und Start-Up Unternehmen in Kontakt treten können.

Das Gründerteam mit seinen Professoren, v.li.: Professor Michael Graef, Jonas Kuntze, Mathias Anhalt, Jens Platz, Konstantin Wachendorff, Professor Werner König, Vizepräsident Henning Kehr

Gemeinsam zum Erfolg

Zu ihrem Erfolg trägt sicherlich die Freundschaft der vier bei. Seit 2 ½ Jahren wohnen sie auch in einer gemeinsamen WG, das Wohnzimmer wurde dabei oft genug als Büro genutzt. Ganz wichtig ist ihnen der offene und respektvolle Umgang miteinander, gerade wenn mal ein Konflikt aufkommt. Diese gute Freundschaft ist auch immer eine Möglichkeit zum Abschalten: „Wenn alle Stricke reißen, hilft es auch abends mal zusammen ein Bierchen zu trinken oder zusammen in die Tab zu gehen.“ Außerdem sind sie alle echte Realisten. Während bei Start-Up Pitches andere von Marktvolumina in Milliardenhöhe sprechen, wissen sie, dass ihnen utopische Vorstellungen eher ein Hindernis sind. „Die Frage ist, wie man ‚Erfolg‘ definiert. Wir wollen vor allem erstmal am Markt bestehen. Das Unternehmen soll sich langfristig selbst tragen können. Außerdem steht dahinter ja auch der soziale Aspekt und die Möglichkeit, dass wir mit unserer Idee anderen Menschen wirklich helfen können!“ 

Gründungsbüro (Arbeitsplätze), Foto: Hochschule Worms

Essentielles für Gründer

Dennoch hieß es immer wieder, den Fokus neu zu setzen und doch beizubehalten. Nach dem Abschluss kamen Jobangebote und sie mussten sich überlegen, wohin eyeV sie führen sollte. Ein geregelter und sicherer Job oder die Gründung eines eigenen Unternehmens, was einen hohen Arbeitsaufwand fordert? Mathias, Jonas, Jens und Konstantin entschieden sich für das eigene Unternehmen.

Die größte Herausforderung in der nächsten Zeit ist neben der Verfeinerung und Verbesserung der Hardware vor allem der Gewinn neuer Investoren sowie Vorbereitungen auf Messen wie die CBIT. Messen zu besuchen und Kontakte zu knüpfen ist wichtig, als Austeller selbst dort aufzutreten bedeutet zusätzlich auch im Voraus ein hoher Aufwand und einige Nachtschichten. „Für jeden Gründer ist es wichtig, mit vielen Leuten zu sprechen. Alle haben genaue Vorstellungen davon, was wie gemacht werden muss. Deshalb ist es danach aber noch viel wichtiger, sich im Team zu überlegen, was davon dann tatsächlich umgesetzt wird.“